Das Leben an sich ist eine nette Idee, findet Emil. Man geht so seine Wege und tut so, was man eben tut. Für seinen Teil ist das: Eine einfache, kleine Bude bewohnen, mittags in einem Büdchen arbeiten und abends etwas Leckeres kochen. Eigentlich genügt ihm das vollkommen. Er mag es, wie sich der Boden in seiner Wohnung ständig unter Knarzen bewegt, und wie es überall – von der Küche bis ins Schlafzimmer – duftet, sobald er den Herd anschmeißt. Auch bei der Arbeit gibt es nichts, was ihn stören könnte. Ab und zu nerven ihn einige Kunden, die lauthals grölend die Türen einrennen. Aber dafür gönnt er sich ab und zu – und doch sehr regelmäßig – ein paar Süßigkeiten aus den Spendern hinter seiner Theke. Der Chef merkt so etwas genauso wenig wie seine gelegentlichen Nickerchen in den ruhigen Tagesstunden. So im Großen und Ganzen gibt es also nichts zu beklagen. Wäre da nicht dieser Tag.
Der Tag X, der auf ihn lauert. Mit einem leichten Kribbeln in den
Beinen legt sich Emil am Vorabend in sein nach Gulasch duftendes Bett. Das Kribbeln hält ihn einige Zeit wach, bis er unruhig einschläft. Der Morgen trifft ihn plötzlich und schroff. Irgendwas ist ungemütlich. Er weiß nicht so recht, mit welchem Fuß er nun aufstehen soll, um sein Unbehagen zu mindern. Ruckartig und mit beiden Füßen gleichzeitig erhebt er sich. Immer noch unbehaglich... Er mag gar nicht daran denken, dass die Arbeit ihn bald ruft. Er freut sich noch nicht mal auf das Einkaufen auf dem Markt und das Kochen am Abend. So etwas gab es noch nie. Er überlegt: Es muss doch etwas geben, auf das er sich heute freuen konnte. (...)