Heute braucht es noch einen anderen Weg, um sich und sein Konzept empfänglich zu machen und es sollte an dieser Stelle eine zielorientierte und zielgruppenorientiere Ästhetik besitzen die bei einem guten Design besonders abgepasst und besonders schön – also ansprechend – wirkt. Unbestritten ist jedoch meine Position gegen reine Ästhetik. Wenn Kant von Schönheit als die Zweckdienlichkeit ohne Zweck spricht so erstellt er hiermit bereits meine Begründung warum Design sich nicht auf diesen Aspekt stützen kann. Ein Design, das zweckdienlich ohne Zweck, ist muss in seinem Hauptkriterium scheitern. Es dient niemandem. Andreas Reckwitz belegt dieselbe These durch die Beimessung der folgenden Eigenschaften:
„Paradoxerweise sind die ästhetischen Praktiken damit alles andere als zweckfrei, aber der Zweck ist eben nicht das erfolgreiche oder korrekte Handeln, sondern das sinnliche Wahrnehmen sui generis, weshalb man hier von einer Selbstbezüglichkeit oder Selbstreferenzialität ästhetischen Wahrnehmens sprechen kann.“
Deutlich wird hier, was Design leider oft bestätigt: Der Ausschluss der menschlichen Ebene, der Ethik. Es zeichnet sich daher bereits die Möglichkeit ab, den Designbegriff ineffizient nach meiner Definition und misslich zu verstehen. Nämlich als etwas, das sich der Ästhetik bedient, um verkauft zu werden. Diesem Konstrukt will ich mich im Folgenden widmen, denn es handelt sich bei diesem Ablauf leider um das im Kapitalismus gängige Modell eines Designverfahrens. Die Ästhetik, die ich kritisiere ist also nicht die natürliche Äußerung der guten Idee, des hilfreichen Konzepts, des gesellschaftlich relevanten Entwurfs. Es ist auch nicht die Ästhetik, die als jene durch übermäßig gelungene Funktion empfunden wird oder eben eine Ästhetik, die durch präzise Bedarfskalkulation und fokussierte Umsetzung gegeben ist. Nein, die Kritik an der Ästhetik im Design meint eine Kritik an der Ästhetik zum Verkauf von dysfunktionalem Design.
Nichtsdestotrotz muss Design (wie auch in Dieter Rams’ Kriterien bestätigt) immer eine Grundästhetik und somit eine ansprechende Form beinhalten. Der Nutzer, dem das Design Zugute kommen soll, empfindet sich schließlich selbst als geschmackvoll, indem er eben jene Ästhetik bezieht. Man könnte also sagen, dass Ästhetik das Mittel ist, den „Service“ anzuwenden und zu verbreiten. Ein Mittel, um jedes Produkt einzugliedern und den Nutzer wiederum in seiner Identität zu stärken. Bedenkt man, dass Identität auch mit Stil übersetzt werden kann, so möchte doch jeder stilvoll in seinem individuellen Maß sein. Diese Freude der Selbsterfüllung soll das Design ruhig geben. Es darf lediglich niemals vergessen, dass dem immer die Funktion vorauszugehen hat und der Nutzen dabei höchstens in seiner besonderen Effizienz ästhetisch ist. Alle auftragende, fortlaufende Ästhetik ist dem Vertreiben, ergo dem Marketing geschuldet und wiederrum nur dann sinnvoll, wenn es ein gut gestaltetes Produkt korrekt vermitteln kann. Ich würde Ästhetik daher im Design niemals in besagter Reinform belassen sondern immer um den Kontext ergänzen. Also gibt es erstens die Funktionsästhetik, und weiter die Identitästhetik, welche sicherlich als besonderes Gut für den Nutzer bis zu einer Bedeutungsästhetik gesteigert werden kann. Es ist im ersten Schritt dabei immer die Funktion gehüllt in guter Form. Letzten Endes ist es das wichtigste Kriterium für den Erfolg des Entwurfs sowie heute auch ihre Anwendbarkeit und Effizienz. Genau wie ein Kunstwerk durch die Rezeption in die Gesellschaft eintreten kann und auf seine Weise funktioniert, so braucht eine Dienstleistung der Designer*innen den Absatzmarkt, den Nutzer. Ohne Nutzer ist Design im Grunde egozentrisch und somit Kunst (aber vermutlich keine besonders gute). Außerdem muss ich mich natürlich fragen, ob die ultimative Funktion, die perfekt abgestimmte Zielgruppenanalyse und das ideal abgedeckte Bedürfnis nicht eine Art der Ästhetik ist. Sofern es möglicherweise keine Optik im bisher kollektiv vertretenen Sinne mehr gibt und der Code die letzte Gestalt ist, so muss man doch davon ausgehen, dass sich auch hier die Kriterien für ästhetische Gestaltung wandeln.